Dem Wolf Grenzen ziehen

Der Neuankömmling kommt uns teuer zu stehen – Woanders wird er bejagt

Der erst vor zweieinhalb Jahrzehnten aus Polen zugewanderte Wolf vermehrt und verbreitet sich schnell. Bald hat er ganz Deutschland zu seinem Jagdrevier gemacht.  Jeder, der draußen im Freien Tiere hält, muss dann das Raubtier fürchten und seinen Tierbestand vor Isegrimm schützen, wenn er die Haltung nicht aufgeben will.

2021 haben die Grauhunde bereits dreieinhalbtausend Nutz- und als Hobby gehaltene Tiere gerissen. Mit dem Ausgleich, der dafür aus den Länderhaushalten gezahlt wird, kommt uns der vor aller Nachstellung geschützte Neuankömmling teuer zu stehen. 16 Millionen Euro hat der Fiskus im vorvergangenen Jahr allein für den vorbeugenden Herdenschutz ausgegeben.

Hinter teuren Zäunen nicht garantiert sicher

Blindgläubige Wolfsliebhaber*innen schert das überhaupt nicht. Sie sagen, dass man eben noch höhere Schutzzäune bauen oder noch mehr starke Hütehunde halten muss, ungeachtet aller Kosten. Mit der Zeit überwinden die lernfähigen Raubtiere aber immer höhere Hindernisse. Und die Besitzer im Freien gehaltener Kühe, Pferde, Schafe oder auch Esel wollen einfach nicht jede Nacht um das Leben ihrer Schutzbefohlenen bangen.

Wenn unlängst in Niedersachsen von der Leyens Lieblingspony totgebissen wird oder dieser Tage im Taunus, also schon in meiner räumlichen Nähe, sieben Schafe, vom Wolf gerissen, tot auf der Weide liegen, dann ist das ein Verlust, der nicht nur materiell schmerzt. Sollen Landwirte und Hobby-Halter wirklich alle Tiere einkasteln, damit der Wolf frei umherstreifen kann und ihm nur kein Leid geschieht?

300 Wölfe sind Obergrenze für Schweden

Andere EU-Länder wehren sich entschieden gegen ein Überhandnehmen des Wolfes. Während wir in Deutschland mittlerweile 1200 Wölfe fürsorglich beherbergen, bietet der viel größere Nachbar Frankreich nur rund 500 Tieren Raum und schießt frank und frei Grauhunde ab, die es wagen, mit Angriffen auf Schafe oder Ziegen die Erzeugung von edlem Käse zu gefährden.

In allen drei baltischen Ländern wird der Wolf saisonal bejagt und Isegrimm bleibt dabei zu Dutzenden auf der Strecke. Greift der Wolf in Finnland Rentiere an, wird ihm ohne Federlesen der Garaus gemacht. Für das große waldreiche und dünn besiedelte Schweden hat der Reichstag in Stockholm eine Bestandobergrenze von 300 Exemplaren festgelegt. Für dieses Jahr ist der Abschuss von 75 Tieren freigegeben.

Dem Wolf auch hier Grenzen ziehen

Unter den hiesigen Wölfen hat es sich längst herumgesprochen, dass ihm kein Zweibeiner zu nahe treten darf. Der Wolf registriert das, er wird dreister und kommt den menschlichen Behausungen immer näher, wie man dies beispielweise in Finnland feststellt. Der Riss von sieben Schafen auf einer Weide im hessischen Wehrheim-Friedrichsdorf ist wahrscheinlich nur ein Vorspiel für ähnliche Übergriffe.

Wollen wir warten, bis es auch zu Angriffen auch auf Menschen kommt? – Würden Sie als Elternpaar ihr kleines Kind noch frei in einem Wald herumstreifen lassen, in dem der Wolf zu Hause ist? Beginnen wir mit der Jagd, wo uns der Wolf zu nahekommt. Gehen wir hierbei so pragmatisch vor wie die Länder, über die ich in diesem Text berichtet habe! Lassen wir uns nicht von Artenschützer*innen hindern, die im Wolf eine unangreifbare Ikone sehen!

Bild: Verbreitung des Wolfes in Deutschland

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Bahnstreik abgesagt

Gericht nötigt zum Vergleich

Den für Montag und Dienstag angekündigten, exzessiv langen Warnstreik bei der Deutschen Bahn hat die Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gerade noch rechtzeitig abgesagt. Das von der Bahn angerufene Frankfurter Arbeitsgericht hat die Tarifparteien zu einem verpflichtenden Vergleich gedrängt. Es wird berichtet, dass die Richterin Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Streiks hatte.

Die Gewerkschaft und der Arbeitgeber Deutsche Bahn haben zugesagt, ihre zeitweilig stockenden Tarifverhandlungen zügig zu einem Ergebnis zu bringen. Vorab hat die Bahn versprochen, den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde in alle Tariftabellen hineinschreiben zu wollen. Das ist zunächst nur für wenige gering bezahlte Kräfte, aber indirekt möglicherweise auch für die übrigen Bahnbeschäftigten von Bedeutung. Es ist dies in meinen Augen ein geringes Zugeständnis, dass der EVG das Gesicht wahren hilft.

Empörung der Bahnkunden mit Wirkung

Die Gewerkschaft hat wohl im letzten Moment eingesehen, dass sie sich im Mittel ihrer Wahl vergriffen hat. Mit der Androhung eines 50stündigen Streiks hatte die EVG die Auseinandersetzung mit der Bahn voreilig auf die Spitze getrieben, ohne die Chancen für eine gütliche Einigung auszuschöpfen. Die Empörung der Bahnkunden über dieses mutwillig erscheinende Vorgehen war offensichtlich zu groß.

Vor Gericht hatte die EVG deshalb wohl auch keine allzu guten Karten. Werden die Hersteller von Katzenfutter bestreikt, bleibt das wohl ohne großes Echo. Wer aber Millionen Bahnkunden zwei Tage lang daran hindert, zur Arbeit zu kommen, der ruft die öffentliche Meinung auf den Plan. Die aufgeheizte und beinahe entgleiste Tarifauseinandersetzung bei der Bahn sollte ein Anlass sein, über eine verpflichtende Schlichtung für die öffentlichen Verkehrsmittel nachzudenken, die jedem Streik vorangehen sollte.

– Aber zuerst dürfen sich alle Betroffenen über die späte Wendung der Dinge zum Guten freuen. Wir loben die Arbeitsgerichtsbarkeit, die schlichtend und vermittelnd gewirkt hat.

Mutwilliger Bahnstreik

Großer Schaden – hasenfüßige Regierung – Verpflichtung zur Schlichtung

Sie wollen am nächsten Montag oder Dienstag zu einer Beerdigung oder Hochzeitsfeier mit der Bahn reisen? – Keine Chance! Die Eisenbahnergewerkschaft kennt da kein Pardon. Sie hat ihre Mitglieder ohne wirkliche Not zu einem 50stündigem Streik aufgerufen. Sie haut auf die ganz große Pauke, ohne dass sie das auch nur einen Pfennig kostet.

Die ausgedehnte Arbeitsniederlegung findet ohne Urabstimmung statt, so dass die gewerkschaftliche Streikkasse dadurch nicht beansprucht wird. Und weil die Deutsche Bahn nicht weiß, wer da freiwillig oder gezwungenermaßen nicht zur Arbeit kommt, wird sie auch kaum das Gehalt der wegbleibenden Mitarbeiter entsprechend kürzen können.

Ein vermeidbarer großer Schaden

Ich halte die verfrüht auf die Spitze getriebene Nötigung des Arbeitgebers Bahn für einen Missbrauch des Streikrechts. Zwei volle Tage lang den Berufspendlern den Weg zur Arbeit zu versperren, verursacht zudem einen großen wirtschaftlichen Schaden. Nur im äußersten Fall, wenn in einer Tarifauseinandersetzung nichts mehr geht, als „ultima ratio“, dürften die eigentlich unentbehrlichen öffentlichen Verkehrsmittel bestreikt werden.

Jedem Streik bei der Bahn müsste eine verpflichtende Schlichtung vorausgehen. Als die Bahnmitarbeiter noch angemessen versorgte Beamte waren, brauchte es und gab es keinen Streik. Merkwürdig, dass die hierin offenbar hasenfüßige Regierung nicht einmal den Versuch macht, den Streik mit seinen gravierenden Auswirkungen abzuwenden!

Fehlende Geduld und Fantasie

Es ist nicht so, dass der Arbeitgeber Bahn die Mitarbeiter mit einem armseligen Angebot billig abspeisen will. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will aber offenbar deutlich mehr herausholen, als es Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (verdi) gerade mit einem gewichtigen Tarifergebnis für die öffentlich Bediensteten gelungen ist.

Es wird auch geargwöhnt, dass es der EVG letzten Endes darum geht, der konkurrierenden Lokführergewerkschaft zu zeigen, wer den größeren Hammer schwingt. Um jedoch Tarifverhandlungen ohne vorzeitigen Bruch zu einem erfolgreichen Ende zu führen, müssen die Beteiligten aller Erfahrung nach Geduld, Zähigkeit und Fantasie aufbringen. Die EVG gibt sich in diesen Disziplinen nicht die nötige Mühe. Die Leidtragenden sind die Bahnreisenden.

Vision von einem guten Ende des Krieges

Biden auf Blitzbesuch in Kiew bei Selensky (ZDF-Fernsehsendungsbild (R.H:)

Es gibt einen ganz üblen und einen bestmöglichen Ausgang des Krieges in der Ukraine. Im üblen Fall messen Russland und der Westen auf dem ukrainischen Schlachtfeld solange ihre Kräfte, bis sie selber militärisch aneinandergeraten. Im günstigen Fall zieht der Kreml auf diesem Feld den Kürzeren und muss seine neuen kriegerischen Eroberungen räumen.

Kann Putin die Ukraine nicht niederzwingen, ist auch sein alle Freiheiten erstickendes Regime in Russland auf die Dauer nicht haltbar. Ein verwandeltes Russland ordnet sich in einen größeren gesamteuropäischen Zusammenhang ein. Das waffenstarrende Gegeneinander auf unserem Kontinent wird obsolet. Das große Blutvergießen bekommt vom Ende her einen Sinn, den die Gefallenen freilich nicht mehr erleben. – Alles nur ein Wunschgemälde?

Wer den längeren Atem hat!

Man kann eine solche Vision vom Gang der Dinge für ein Wolkenkuckucksheim halten. Doch Präsident Biden hat mit seinem Besuch in Kiew dem Kreml demonstrativ gezeigt, dass der Westen in seiner Unterstützung für die Ukraine nicht wankt und sich diese viel kosten lässt. Leos, deutsche Panzer, allein werden das Blatt nicht wenden. Doch sollten die USA ihre überlegenen industriellen und militärtechnischen Fähigkeiten mehr und mehr zugunsten Kiews in die Waagschale werfen, ist dagegen kein russisches Kraut gewachsen, jedenfalls solange nicht, wie die Ukraine den damit verbundenen Blutzoll zahlen kann und will.

Was nach einer russischen Niederlage nicht mehr haltbar ist!

Eine Niederlage auf dem Schlachtfeld wird für Russland früher oder später auch innenpolitische Folgen zeitigen. Putins Polizeistaat kann mit einer freiheitlich organisierten Ukraine nicht koexistieren und schon gar nicht konkurrieren, umso weniger wenn diese als EU-Mitglied auch wirtschaftlich prosperiert.

Die historischen und verwandtschaftlichen Gemeinsamkeiten beider Länder, dazu die unentrinnbare räumliche Nachbarschaft stehen einer scharfen gegenseitigen Abschottung im Wege. Oder will der Kreml dem Trumpschen Beispiel folgen und eine Mauer bauen?

Als europäischer Paria hat Russland keine Zukunft!

Das gebildete, das kultivierte Russland, das es auch noch immer gibt, wird sich nicht damit abfinden, in Europa ausgegrenzt zu werden. Die weltläufige Elite hat sich ohnehin bereits aus dem Staub gemacht oder steht auf dem Sprung, es zu tun. Der Kultur hat Putin bereits Maulkörbe verpasst. Und solange die Staatsgewalt unumschränkt bleibt, wird es auch keine wirtschaftliche Entfaltung, kein freies Unternehmertum geben.

Mit Stalin zurück nach Gestern?

Der russische Präsident will den mittlerweile auch in seinem Land kritisch gesehenen Gewaltherrscher Stalin wieder möglichst hoch geehrt sehen und setzt seine Büsten hier und da auf neue Sockel. Doch der georgische Schnauzbart blieb trotz vermeidbarer eigener strategischer Fehler im „Großen Vaterländischen Krieg“ am Ende Sieger. Niederlagen dagegen sieht das einfache russische Volk, so sagt man, seinen Zaren nicht nach.

Über Frieden entscheidet das Kriegsgeschehen!

Der Krieg in der Ukraine entscheidet letztlich auch über die innerrussischen Verhältnisse. Selbst ein halber Sieg würde Russland teuer zu stehen kommen. Was sie aus einer Niederlage machen, können nur die Russen selber entscheiden. Die russische Mittelschicht hat schon einmal die Morgenluft von Weltläufigkeit und Wohlstand geschmeckt. Sie wird versuchen, die Putinsche Zwangsjacke abzuschütteln. Kann das ohne eine Palastrevolution im Kreml gelingen?

Doch all das passiert nur im ausgemalten besten Fall und frühestens übermorgen. Vor alledem muss der Krieg zu einem Ende kommen. Und bis dahin werden gewiss noch einige schwarze Wolken über uns abregnen.

Temperaturtreiber und Droge Internet

Gut gesichertes, riesiges Rechenzentrum in Frankfurt/Kalbach   (foto djw)

Immer neue Rechenzentren für die Datenflut – Hemmschuhe für den Wettlauf gegen die Erderwärmung

Eine Stunde Video-Streaming und ein Kilometer Autofahrt sind für das Klima etwa gleich schädlich. Jede noch so kurze Nutzung des Netzes – und sei es auch nur meine Frage nach dem Wetter oder der nächsten Busverbindung – beansprucht Energie. Und die ist in aller Regel nicht ohne Treibhausgase zu haben. Die Antwort auf eine Google-Suchanfrage – zur Lösung eines Kreuzworträtsels beispielsweise – benötigt 0,3 Wattstunden Strom.

Lade ich Videos, also bewegte Bilder, herunter, wird dafür leicht die zig- oder auch hundertfache Menge Elektrizität verbraucht. Auch das ist im Einzelfall noch ein Klacks gemessen am durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch eines Single-Haushalts in Höhe von 1.500 Kilowattstunden.

Wenn aber 24 Millionen Menschen in Deutschland in jedem Quartal zusammen eine Milliarde Stunden auf kostenpflichtigen Videoportalen verweilen, dann läuft das Netz heiß und es müssen sich viele Windmühlen drehen, um auch nur die Server der dabei beanspruchten Rechenzentren zu kühlen.

Rechner brauchen mehr Power als Millionen Haushalte

Schon 2017 verbrauchten die 53.000 Server und Rechenzentren in Deutschland so viel Strom wie die dreieinhalb Millionen Berliner.[i] In Frankfurt, dem angeblich weltgrößten Internetknoten, ziehen heute allein die großen kommerziellen Rechenzentren doppelt so viel Power aus dem Netz wie alle privaten Haushalte der Stadt mit Ihren 750.000 Einwohnern. Im Jahre 2030 werden die Zentren sogar das Vierfache des Stromverbrauchs aller Frankfurter für sich beanspruchen, so viele neue Rechenhäuser sind bereits im Bau oder in der Planung.[ii] Auch im Frankfurter Umland, so in Bad Vilbel und Hanau, gibt es Pläne für riesige Server-Hallen.

Reisen im Netz und in den Wolken gleich aufheizend!

Mit anderen Worten: Der Energiehunger und somit auch der Treibhauseffekt des Internets laufen ganz und gar aus dem Ruder. Das Internet mit allem, was dazugehört, belastet das Weltklima bereits, nach allerdings noch unscharfen Abschätzungen, in etwa der gleichen Größenordnung wie der Weltflugverkehr, und dieser verursacht ungefähr vier Prozent aller erderwärmenden Emissionen. „Über den Wolken muss die Freiheit unendlich sein,“ singt Reinhard May. Dem Surfen, der freien Bewegung im Netz, sind offenbar ebenfalls keine Grenzen gesetzt.

Auch absurde Auswüchse haben dort freie Bahn, so das sogenannte Mining, das Zusammenklauben, von Kryptowährungen, auf dessen Konto ein Viertel der Netzbeanspruchung gehen soll. „Après nous le deluge“ (nach uns die Sintflut), wie der der Franzose sagt. Zumindest der gemeinschädliche Gebrauch des Netzes sollte verboten oder so teuer gemacht werden, dass er unterbleibt.

Klimagerecht Online nur mit viel Windkraft

Wöllstaedter Windräder, nahe Frankfurt      (Foto Klaus Nissen)

Unsere Zukunft, die schöne, neue Welt von Morgen, soll digital sein. Damit unser ständiges Online-Sein nicht dem Klima schadet, müssen sich aber viele, viele Windräder drehen. Sage und Schreibe rund 600 Rotortürme an Land hätte es nach eigener Rechnung 2021 gebraucht, um allein den Stromverbrauch der Frankfurter großen Rechenzentren in Höhe von rund zwei Milliarden Kilowattstunden zu decken.

Mit den zuletzt zugebauten doppelt so leistungsstarken Anlagen hätte es nur 300 Windräder gebraucht, aber die ragen schon mit ihrer Nabenhöhe von 140 Metern weit über den Frankfurter Dom hinaus. Welches wunderbare neue Landschaftsbild, sich in jeder Himmelsrichtung von diesen Giganten umringt zu sehen!

Digitaler Drach frisst Klima-Entlastung

Sollten die erneuerbaren Energien, Sonne und Wind, nicht zuallererst die fossilen temperaturtreibenden Energien ersetzen! Und jetzt frisst uns ein neuer, immer weiter wachsender digitaler Drache den teuer erkauften ökologischen Fortschritt zu großen Teilen weg. Zur Erinnerung: Die vielseitig-nützlich i-phones gibt es erst seit 2007. Im Grimmschen Märchen vom Wettlauf des Hasen mit dem Igel, rufen  Igelmann oder Igelfrau dem auf der Rennstrecke  herankeuchenden Hasen am Ende des Feldes immer wieder entgegen: „Ick bün all hier“! Zu deutsch: Alle Anstrengung vergeblich!


[i] Zahlen aus Veröffentlichungen des Borderstep-Institutes wie „Hessen digital“, „Rechenzentren 2021“ und „Hintergrundpapier Videostreaming“, zur Verfügung gestellt von Ralph Hintemann.

[ii] Zahlen zum Energieverbrauch und Wachstum Frankfurter Rechenzentren vom städtischen Klimareferat.

Ganz Deutschland für 49 Euro

Dauerbaustelle: Eigene S-Bahn-Gleise Frankfurt-Bad Vilbel (Foto DJW)

Ganz Deutschland für 49 Euro – Bahnreisen beinahe geschenkt

Der Bundesfinanzminister beglückt Bahnfahrer vom 1. Mai an mit einem Deutschland-Ticket für 49 Euro. Sind es arme Leute, die nun endlich billig mit dem Zug fahren können? Rentner, Schüler und Studenten fahren in Hessen heute schon billiger, nämlich für einen Euro pro Tag, und das ist in einigen anderen Bundesländern nicht viel anders.

Die großen Gewinner des 49-Euro-Tickets sind Arbeitnehmer, die für ihre täglichen Fahrten zur Arbeit heute noch meist ein Vielfaches zahlen. Aber verdienen die alle so schlecht, dass sie sich diesen Aufwand nicht leisten können?

Mehr Züge und neue Schienen nur mit mehr Geld

Die Verkehrsverbünde, die den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr besorgen, fürchten allesamt, dass ihnen das 49-Euro-Ticket den Spielraum für nötige Investitionen nimmt. Und nur wenn der Fahrplan dichter wird und Busse und Bahnen näher zu den Leuten kommen, werden Autofahrer auf den ÖPNV umsteigen. Nahezu kein Autofahrer hat doch die Bahn gemieden, weil sie zu teuer war.

Kurze Fahrzeiten, Pünktlichkeit und Bequemlichkeit sind gefragt, und da müssten die öffentlichen Verkehrsmittel gewaltig nachbessern.   Nimmt ihnen das 49-Euro-Ticket die finanzielle Luft dafür, ist das Ganze ein Schuss ins Knie. Wer schon immer mit der Bahn reiste, fährt nun billiger, aber der Umwelt ist damit auch nicht geholfen. Als langjähriger Bahnpendler wette ich, dass die allermeisten Bahnkunden häufigere und schnellere Verbindungen einem halb geschenkten Ticket vorziehen würden.

Vom 9-Euro-Ticket verwöhnt und verführt

Und wer glaubt, er komme nun billiger davon, der hat nicht die ganze, große Rechnung im Blick. Denn, was er am Fahrkartenschalter (wo es ihn noch gibt) weniger bezahlen muss, das gleicht er als Steuerzahler indirekt wieder aus. Auch Christian Lindner kann jeden einkommenden Euro nur einmal ausgeben. Was er zur Verbilligung von Bus- und Bahnreisen zuschießt, kann er für neue Züge und Schienenwege nicht ein zweites Mal ausgeben.

Mit dem Neun-Euro-Ticket für drei Sommermonate des vergangenen Jahres hat sich die Politik in einen unguten Zugzwang gebracht. Der einmal so verwöhnte Bürger verlangt nun angeblich eine dauerhafte Nachspeise. Oder ist er doch klüger als die spendable Ampel und durchschaut das Ganze? – Gleichwohl, wenn der Einzelne dabei einen Schnitt macht, wird er den Gewinn gerne kassieren.

Treibhausgase tief versenken! -Möglichkeit und Muss für den Klimaschutz

Robert Habeck im Schneetreiben in Norwegen vor der Zementfabrik in Brevik. Weg mit den Treibhausgasen! (copyright bmwk)

Klimaschutz verlangt von uns, Neues zu wagen: Wir werden das erderwärmende Kohlendioxyd in großem Stil aus Verbrennungsgasen herausfiltern so ähnlich, wie wir schon lange die Verursacherstoffe des Sauren Regens aus den Rauchfahnen großer Schornsteine herauswaschen. Den derart abgeschiedenen Klimakiller CO2 werden wir in ausgebeutete Erdgaslagerstätten versenken, wo er auf Dauer in der Tiefe verbleiben wird, wenn wir ihn nicht noch einmal für nützliche Verwendungen heraufholen.

Aber ist das nicht in Deutschland faktisch verboten? Und haben uns nicht Grüne und Umweltverbände seit Jahr und Tag gepredigt, wir bräuchten das Verfahren nicht, es sei außerdem gefährlich und zu teuer? –  Ja! Diese Meinung haben sie mit dem Erfolg verbreitet, dass wir für die notwendige Vorarbeit zwei Jahrzehnte verloren haben.

Norwegische Nachhilfe für die deutsche Klimapolitik

Nun heißt es, die Technik sei „nötig, ausgereift und sicher“. Und wer sagt das? Ausgerechnet unser grüner, aber lernfähiger Wirtschaftsminister, der sich das Verfahren in Norwegen jüngst anschaulich nahebringen ließ (siehe oben). Über die frühere, kurzsichtige Ablehnung urteilt Robert Habeck nunmehr unmissverständlich: „Wie haben viel Zeit verplempert. Jetzt nehmen wir das, was verfügbar ist. Wenn uns später etwas Besseres einfällt, dann nehmen wir eben das Bessere.“

Klima-Schwergewicht Zement

Für die Entlastung des Klimas ist Zement eine ganz große Herausforderung und Möglichkeit. Die Herstellung des universalen Baustoffs belastet die Atmosphäre mit weltweit acht Prozent aller Treibhausgas-Emissionen, nahezu halb so stark wie der weltweite Verkehr. Ohne Abscheidung und Versenkung des temperaturtreibenden Kohlendioxyds ist diese Industrie niemals klima-schonend zu betreiben. Der deutsche Baustoffkonzern Heidelberg Materials macht im norwegischen Brevik gerade einen Anfang damit. Und wenn die dortige Anlage im nächsten Jahr in Betrieb geht, soll die Hälfte des bisherigen Ausstoßes – immerhin 400.000 Tonnen – eingespart werden.

Von Vorreitern und Vordenkern lernen!

Die Norweger praktizieren die Versenkung des Kohlendioxyds in ausgepumpte Öl- und Erdgas-Lagerstätten vor der Küste bereits seit zwei Jahrzehnten, und sie behaupten, den gesamten CO2-Ausstoß der EU auf Jahre hinaus unterseeisch versenken zu können. Der Weltklimarat ist schon lange überzeugt davon, dass der menschengemachte Klimawandel ohne diese in der Fachsprache kurz CCS (Carbon Capture and Storage) genannte Vorgehensweise nicht aufzuhalten ist.  

– Das sind für den Insider und den wissbegierigen Zeitgenossen keine neuen Einsichten. Nur unsere Radikal-Ökologen wollten sich dieses Wissen nicht zu eigen machen. Vor allem dem eigenen Anhang, aber auch dem breiten Publikum wurde vielmehr eingeredet, mit Sonne und Wind sei unser gesamter Energiebedarf klimasauber zu stemmen. Das war nicht mehr als eine Fata Morgana. Noch auf Jahre hinaus werden wir nicht ohne die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas über die Runden kommen, und das nicht nur, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.

Grüner Glaubenssatz landet im Schuttgraben

Nicht immer sind die organisierten Freunde der Umwelt Pioniere, wo es um praktischen, tatsächlichen Umweltschutz geht.  Liebgewordene Anschauungen ihrer Mitglieder stellen sie leider das eine oder andere Mal als wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis hin.  –  Zu unserem Beispiel: Klimatologen reden von „Kipp-Punkten“ im Klimawandel. Die Ablehnung der CO2-Versenkung „kippt“ gerade in den Schuttgraben überholter grüner Glaubenssätze. Endlich, und gut so!  

Der „ökologische Leisetreter“

Der „ökologische Leisetreter“ – Eine halbironische Neujahrsbetrachtung

Eine nicht ganz ökologische Begrüßung des neuen Jahres mit Musiktheater in Bad Blankenburg. (Foto Antje Weder)

Fast alles, was ich gerne tue, schadet mir oder der Umwelt. Ich muss es unterlassen. Vor allem soll ich nicht rauchen: Es schadet meiner Gesundheit, viel schlimmer noch, sagt der allgegenwärtige Tugendwächter der Umwelt, ich schädige meine passiv mitrauchenden Mitbewohner, Menschen und – Oh-Gott-Oh-Gott – die ach so rauchempfindlichen Haustiere, und schließlich ist das Rauchen eine wenn auch kleine, so doch erderwärmende Verbrennung.

Weder Alkohol noch Fleisch

Aber trinken darf ich doch? – Mindestens ein Gläschen Wein jeden Tag wird doch drin sein! – „Nein“, las ich neulich, jeder Tropfen Alkohol sei von Übel. Aber was wird dann aus den seit tausend Jahren gepflegten Weingärten in unserem Lande? Die sind – streng betrachtet – auch eine Belastung für die Umwelt, spritzen doch die konventionellen Weinbauern ihre Reben mehrfach im Jahr mit giftigem Zeug und selbst der Öko-Winzer greift im Bedarfsfall zu einer schädlichen Kupferbrühe.

Fleisch essen darf ich auch nicht, das lese ich fast jeden Tag, und das sogar ohne Vegetarier zu sein. Schadet der Verzehr von Fleisch dem Klima doch viel mehr als der Verzehr von Gemüse, und könnte doch das Getreide, das die Schlachttiere fressen, den Hunger der Armen in der Dritten Welt stillen. Zwar düngen die Ausscheidungen von Kühen und Schweinen die Felder auch der Öko-Bauern, aber auch das ist nur eine Ausrede, hält man mir entgegen, soll ich doch auch diese gutgehaltenen Tiere vor dem Schlachthaus bewahren.

Urlaub auf dem Balkon

Da bleibt mir eigentlich nur die Flucht in den Urlaub in anderen Ländern, wo man nicht so streng urteilt und dem Gast gerne ein wenig Genuss gönnt. „Halt“ ruft mir da der ökologische Saubermann entgegen. Wie willst Du denn überhaupt in die fremden Länder gelangen? – Das Flugzeug ist aus Klimaschutzgründen ganz und gar tabu, für das Reisen in einem großen bequemen Auto gilt das Gleiche.

Geraten wird mir, das Fahrrad zu nehmen, aber das ist mir in meinem Alter, zumal mit Gepäck, zu beschwerlich, und zu Fuß komme ich auch nicht sehr weit. Das Klima und die Umwelt beschwere ich am Wenigsten, wenn ich Ferien auf „Balkonien“ mache. Ich darf da die Spatzen, wenn es sie noch gibt, mit Körnern füttern, doch die müssen aus ökologischem Landbau stammen, der aber, wie die Veganer hinzufügen, nicht mit Viehdung arbeiten darf.

Öko-Engel zünden kein Feuerwerk

Kurzum, das sagen die Vordenker schonenden Umweltverhaltens, ich soll bei allem Tun an meinen „ökologischen Fußabdruck“ denken, will sagen, ich möge „sachte auftreten“, wie es die Angehörigen der indischen Sekte der Jainisten vormachen, die mit barfüßiger Fortbewegung keinem Insekt oder Wurm etwas zuleide tun. Mit anderen Worten, ein gutes Umweltzeugnis bekomme ich nur, wenn ich zum „ökologischen Leisetreter“ werde.

Am besten natürlich, ich und die anderen acht Milliarden Mitbewohner des Planeten würden die Erde so gut wie gar nicht belasten. Das wäre dann eine „Engel-Ökonomie“ ohne menschliche Fußabdrücke. So hat der ehemalige Weltbank-Volkswirt Herman Daly einmal die Ideal-Vorstellung der Ökopuristen ironisch charakterisiert.[i] – Ein Zustand, für den mir die Flügel fehlen.

Das neue Jahr – ich bekenne es – habe ich sündhaft mit Feuerwerk begrüßt. Die Deutsche Umwelthilfe wollte mir auch diese Einmal-im-Jahr-Freude verbieten. Immer öfter stelle ich mich taub.


[i] Aus Steady-State-Economics von Herman Daly

30 Prozent der Erdoberfläche geschützt

Ein großer Wurf – Auf dem Papier!

Der Weltnaturschutzkonferenz in Montreal ist der beabsichtigte große Wurf gelungen: Ein Drittel der Erdoberfläche will die Weltstaatengemeinschaft unter Schutz stellen. So zu lesen auf dem letztlich beschlossenen Papier, doch Papier kann sich gegen das Bedrucken mit guten Absichten nicht wehren.

War es nicht auch ein lange ersehnter großer Wurf, als die Weltklimakonferenz 2015 in Paris beschloss, die menschengemachte Erderwärmung auf höchstens zwei, besser noch anderthalb Grad Celsius zu begrenzen? Und ist nicht gleichwohl seither die Sättigung der Atmosphäre mit Treibhausgasen auf ihren allerhöchsten Stand gestiegen?

Krieg leert die Kassen

China, das bevölkerungsreichste Land der Erde, verfeuert, temperaturtreibend, so viel Kohle wie nie zuvor. Deutschland lässt Kohlekraftwerke länger laufen, um den Mangel an Russengas auszugleichen. Für den Natur- wie den Klimaschutz ist die politische Weltlage denkbar ungünstig.

Der Ukraine-Krieg kostet Russland wie die westliche Allianz Tag für Tag Unsummen an Mitteln, mit denen man für Klima und Natur Berge versetzen könnte. Dabei hängt aller Umweltschutz doch letztlich am Geld. Und gerade jetzt gefährdet der Wegfall von billigem Erdgas die industrielle Basis deutschen Wohlstands. Dabei hat der Corona-Virus schon genügend in der Staatskasse gewütet.

Politischer Flächenschwindel

Hic Rhodos, hic salta, sagt der Lateiner. Auf unseren Fall gemünzt: Klopfe nicht in Montreal große Sprüche, wenn Du nicht hier in Deutschland Großes vorweisen kannst. „In Deutschland sind bereits große Flächenanteile an Land und im Meer geschützt,“ lässt unsere Umweltministerin Steffi Lemke verbreiten. Das ist Hochstapelei.

Gerade einmal knapp drei Prozent des deutschen Staatsgebietes sind in Nationalparken wie denen für das Wattenmeer hinreichend streng geschützt. Weitere neuntausend meist viel zu kleine Flurstücke, entsprechend sechseinhalb Flächenprozent, stehen unter Naturschutz, aber nicht einmal die konventionelle Landwirtschaft wie der Maisanbau und auch nicht die Jagd auf Hasen sind davon ausgesperrt.

Klimaschutz beißt Naturschutz

Wer sich schön rechnen will, zählt auch die Naturparke – in Hessen sind es die Mittelgebirge – zum irgendwie geschützten Bereich, doch dort ist selbst Straßen- und Siedlungsbau möglich, wenn es die politischen Gremien beschließen. Nein, auf beinahe jedem Quadratmeter unserer dichtbevölkerten Republik wird darum gekämpft, das Äußerste an möglichem Nutzen herauszuholen. Jede Schmälerung des privaten Nutzens zugunsten des Naturschutzes kostet den Staat blankes Geld.

Besser spielen auf dem eigenen Rasen

Zu allem Übel kommt: Naturschutz und Klimaschutz beißen sich. Wer Wirtschaftswald aus der Nutzung nimmt, dem fehlt der nachhaltige und klimaverträgliche Rohstoff Holz. Und nicht von ungefähr berufen sich klagende Umweltschützer auf Rotmilan und Haselmaus, wo Rotortürme aufgestellt werden sollen. Auch Schweinswale und Robben freuen sich nicht auf die neuen Flüssiggas-Häfen an den deutschen Küsten.

Es ist löblich und verdienstvoll, wenn wir die Lebensräume von Elefant und Tiger im Irgendwo mitfinanzieren. Es ist gut, wenn sich die Menschheit für den Weltnaturschutz Ziele setzt, an denen das Tun und Nichtstun aller nun hoffentlich gemessen wird. Doch nicht in „Botokudien“, sondern auf dem eigenen Bolzplatz stehen wir im Tor. Hoffentlich schneiden wir – um im Beispiel zu bleiben – nicht so schmählich dabei ab wie die Nationalmannschaft in Katar. Mit der Armbinde Welt-Umweltschutz gewinnt man kein Spiel, in Doha nicht und auch nicht in Montreal.

Bangen mit Biden

Oder: wie wir von Washington abhängen

Wie vermutlich viele hierzulande habe ich arg gebangt, dass die Republikaner mit einem Erdrutsch-Sieg bei den US-Zwischenwahlen Präsident Biden das Heft aus der Hand nehmen könnten. So ist es nicht gekommen. Aber noch einmal wie bei dem lange unklaren Sieg Bidens bei der Präsidentenwahl war ich voller Bange.

Wie gerne würde ich zu dem wiederholten Ringen um die Macht auf dem Kapitol und im Weißen Haus auf Abstand gehen. Ich habe nicht den geringsten Einfluss auf den Gang der Dinge dort Und doch lasse ich mir das inneramerikanische Kräftemessen immer von Neuem nahegehen.

Die Frage, ob Union oder SPD in Berlin regieren, regt mich dagegen mittlerweile erheblich weniger auf. Warum? Hier geht es um ein wenig mehr oder weniger umverteiltes Geld, in Washington aber wird am großen Rad der Geschichte gedreht.

Russlands Krieg in der Ukraine. macht es überdeutlich, wie sehr wir alle im nicht-russischen Europa von den übermächtigen Vereinigten Staaten abhängen.  Kiew müsste morgen um Frieden bitten, wenn es keine amerikanischen Waffen und Gelder mehr bekäme.

Die tatsächliche und leider auch mentale Abhängigkeit vom politischen Geschehen in den USA empfinde ich als bedrückend. Geradezu grauslich ist doch die Aussicht, dass ein egomaner Lügenbold und politischer Irrwisch wie Trump uns in Europa noch einmal nach Belieben auf die Füße treten könnte.

Also schätzen wird uns glücklich, dass Trumps Rechnung für die Zwischenwahlen nicht wie von ihm gewünscht aufgegangen ist. Und mögen uns die nächsten US-Präsidentenwahlen 2024 nicht noch einmal Grund zum Zittern geben.